THE show of the Gallery Weakend
Das Gallery Weekend steht für Vieles, was den Kunstmarkt der Hauptstadt ausmacht und diese über die Grenzen Deutschlands als einen international angesehenen Standort definiert: Galerien öffnen im Einklang Einzel- und Gruppenausstellungen, Event reiht sich an Event, das Shuttle macht die Szene zugänglich und die Laufkundschaft bringt Zahlen und Multiplikatoren. Doch wem konkret ist diese Infrastruktur zugänglich? Welche Akteure können von dieser Veranstaltung profitieren?
Aus Sicht der KünstlerInnen bedeutet die Präsenz in einer Galerie oder Institution den Zugang zu jenen Strukturen von SammlerInnen, Presse, InteressentInnen und anderen AkteurInnen der Szene, womit die zentrale Voraussetzung bereits benannt ist. Ohne eine Vertretung, wenn auch nur temporär, in einer Galerie ist eine Sichtbarkeit während des Gallery Weekends kompliziert und knüpft sich direkt an die kommerzielle Fragestellung von Rentabilität. Kleine und mittelständische Galerien kämpfen schwer mit Mieten, der Konkurrenz zum Betrieb um die Ecke, einer Umsatzsteuer von 19 % und einem sich konstant erweiternden Aufgabenprofil. Kosten- und Aufgabenauslagerung ist hier die Lösung und Adressaten sind die Künstler*innen: Transporte, Textarbeit, Social Media, Networking, natürlich ein eigener Sammlerbestand und zuletzt die freie, ungesehene künstlerische Position, die neben diesen Anforderungen als strahlender Stern die Kulturelite schmücken soll. Viele Türen von Galerien schließen sich, die Szene dünnt sich aus und der Markt mit seinen Regeln macht das, was er eben macht: Er selektiert und wer nicht genug Kapital zum Durchhalten hat, ist raus. Doch welche Konsequenz hat diese Dynamik? Die Möglichkeit für Künstler*innen, Fuß auf dem Kunstmarkt zu fassen, wenn doch solche ersten Haltstellen immer weniger existieren, dezimiert sich kontinuierlich. Und so fährt der Index-Shuttle sektgeschwängert an der Nachwuchsgeneration vorbei, pickt mal die eine oder andere Position auf, ergötzt sich an der eigenen Entdeckung und zieht je nach Bedarf und Aufmerksamkeitsspanne weiter. Glück und Zufall sind somit feste Prämissen einer oft willkürlichen Selektion.
Online-Plattformen für den Verkauf von Kunst, AgentInnen, Messebereiche für KünstlerInnen ohne Galeriepräsenz und der Aufbau eines Studios sind Maßnahmen gegen die Konzentration alleinig auf die Arbeit einer Galerie, gehen aber mit den gleichen Anforderungen einher. Hier fehlt ein Medium, das sich additiv begreift, nicht als Konkurrenz auftritt, sondern KünstlerInnen durch kontinuierliche Unterstützung in verschiedenen Lebens- und Arbeitsbereichen zur Seite steht. Der Fokus liegt auf dem individuellen Management, das sich auf die Vorstellungen und Realitäten der KünstlerInnen konzentriert, bei der Vor- und Nachbereitung von Projekten, Stipendien, Ausschreibungen, Versicherung und Kommunikation mithilft, um als Arbeitsspeicher die Kapazität zu bieten, die mehr Luft zum Atmen für eine freiere Kunstproduktion zulässt. In diesem Sinne nennen wir uns RAM – Rebel Art Management, als Ausdruck von Auslagerung von zusätzlichen Prozessen mit einem Bedürfnis nach Rebellion, bestehende Strukturen als Auslaufmodelle anzuerkennen, um sogleich ein Angebot zu machen. Die Idee folgt einer Ergänzung, nicht einer Verdrängung, da auf keinen Akteur verzichtet werden kann, aber der Fokus muss zurück auf die KünstlerInnen gelegt werden, da diese schlicht Fundament sowie Sinn und damit Alles sind, um das es sich hier eigentlich zu drehen hat.
THE show of the Gallery Weakend bietet über 35 jungen und aufstrebenden KünstlerInnen während dieser Tage eine unabhängige Plattform: Die Gruppenausstellung steht im Zentrum der Veranstaltung und ist von einem umfassenden Programm bestehend aus Konzerten, Performances, Lesungen und Führungen durch die Schau begleitet. Ziel ist es existierende Netzwerke zu stärken, zu erweitern und zu festigen, unter der Idee einer Autonomisierung durch Kollaboration, um der jetzigen Zukunft von Kunst und Kultur die Sichtbarkeit zu bieten, die sie verdient. Und daher ist es DAS Event zum Gallery Weekend 2019, jung und laut, so frei wie wir uns ohne Kapital und Investoren bewegen können, mit dem enthusiastischen Ziel, statische Strukturen durch Idealismus am Fundament zu packen, um weiter-, aus- und neuzubauen.
The Gallery Weekend of Berlin characterizes the art market of the capital in a lot of ways and defines the scene as an internationally well-known place to be: Around the clock galleries open solo and group exhibitions, one event follows another, a shuttle carries the art lovers from here to there and additionally walk-in customers bring numbers and multiplicators. But to whom is this infrastructure accessible? Who truly benefits from this event? For an artist the representation by a gallery or an institution is the inevitable access to the network of collectors, press recognition, art lovers and other protagonists of the scene and by this the main premise is set. Without a representation even temporarily during the Gallery Weekend a visibility is complicated and directly connected to questions of rentability. Small and midsize galleries fight hard for their survival because of increasing rents, the competition around the corner, the VAT of 19 % and a constantly expanding range of tasks.
The solution often lies in outsourcing costs and tasks towards artists: transports, texts, social media, networking, and of course a stable but diverse collectorship and last but not least the free, fresh and independent artistic position which shines strongly for the cultural elite. A lot of galleries close their doors, the scene thins out and the market does what the market does: It selects and the ones who haven’t got enough capital to last are kicked out. But what consequences result of these dynamics? The possibilities for an artist to step into the art market will be constantly decreasing if starting points like small galleries and project spaces disappear more and more. And so the champagne pregnant INDEX shuttle passes the next generation, picks one or the other randomly and luck becomes a stable premise.
Online-platforms for selling art, agents, fairs partly open for artists without a representation by a gallery and the set-up of a studio are measures against the single focus on the work of galleries but they come with the same or even more amount of work. At this point there is a lack of a mediator defining itself as an addition, not in opposition and as a support for the artists in their life and work. The focus lies on an individual management which concentrates on the agenda and realities of artists, delivering support in the processes of exhibition preparations and postproductions, applications for scholarships and prices, insurance and communication, with the aim to offer more capacity and by this more air to breathe and space to work. In this sense we call ourselves RAM – Rebel Art Management as an expression of outsourcing additional processes with a strong urge of rebellion by addressing existing structures in their stagnation and at the same time offering our ideas and abilities as a chance for change.
THE show of the Gallery Weakend offers a platform to 37 young and uprising artists during these important days: The group exhibition is the center of the event, accompanied by a diverse programme consisting of concerts, performances, readings, guided tours and more. It is our set aim to strengthen existing networks by expanding and connecting, with the idea of autonomization through collaboration to offer the present future of culture and art the opportunity it deserves.